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Frauen und Technik: Sabine Nowagk im Gespräch mit Katrin Weinhold

Frauen und Technik

Einmal mehr ein Interview über Emanzipation

Anfang 2022 lernte ich Katrin Weinhold – Leiterein des IT-Bereichs der AMEOS Kliniken auf Berufswegen kennen. Es entwickelte sich eine besondere und wertschätzende Zusammenarbeit unserer Unternehmen, die auch gesellschaftspolitisch etwas Besonderes ist. Zwei Frauen kümmern sich um die Technik – Frauen und Technik-. Unvorstellbar noch vor wenigen Jahren. Anlässlich einer Publikation bei VATM habe ich Frau Weinhold zum Gespräch gebeten und sie um ihre Sicht der Rolle der Frau in der IT gebeten. Viel Spaß beim lesen! 

Nowagk: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Warum waren Sie sich sicher, dass es ein lohnenswerter Termin ist?


Weinhold: Frauenrechte sind mir wichtig.


Nowagk: Weshalb liegt Ihnen das Thema so am Herzen? Ist es in 2023 immer noch aktuell?


Weinhold: Mein Einstieg in die IT war schwierig. Damals gab es noch weniger Frauen in der IT als heute. Sehen Sie, meine Tochter ist ebenfalls in die IT eingestiegen und auch bei ihr sind Frauen immer noch nicht selbstverständlich. Die Bezahlung und die Karriereentwicklungen sind für Frauen aktuell immer noch schwierig.


Nowagk: Gibt es in Ihrem eigenen Werdegang konkrete Beispiele, Grenzen, an die Sie, nur weil Sie eine Frau sind, gestoßen sind?


Weinhold (lächelt): Ja, tatsächlich habe ich zum Beispiel auf IT Messen die Erfahrung gemacht, dass sich die Konversation in Richtung meiner männlichen Begleiter ausgerichtet hat.


Nowagk: Wie haben Sie dann reagiert?


Weinhold: Ich habe mich umgedreht und bin gegangen. (lacht)


Nowagk: Leider lassen nicht alle Situationen Weggehen als Lösung zu.


Weinhold: Da haben Sie Recht. Es gibt natürlich viel mehr Situationen, in denen eine andere Lösung notwendig ist. Da hole ich mir das Gespräch einfach zurück. Im Großen und Ganzen hatte ich aber Glück. Meine bisherigen Arbeitgeber haben mich gefördert und gefordert.


Nowagk: Konnten Sie Unterschiede bei Gesprächen feststellen, die Sie mit Männern und mit Frauen geführt haben?


Weinhold: Ja, das habe ich. Wenn man sich auf fachlichem Terrain bewegt, dann werden Männer im Gespräch häufig eher unsachlich. Ich habe den subjektiven Eindruck, dass sie Frauen auf eine unsachliche Ebene drängen.


Nowagk: Haben Sie einen Tipp für unsere Leser, wie sie in solchen Situationen wieder die emotionale Ebene verlassen können?


Weinhold: Ja, ganz klar. Atmen. Erstmal atmen und dann natürlich die Konversation in die Hand nehmen.


Nowagk: Ich habe festgestellt, dass Frauen oft selbstkritischer sind und sich weniger zutrauen. Haben Sie das auch schonmal erlebt?


Weinhold: Ja.


Nowagk: Was denken Sie, woran das liegt?


Weinhold (nachdenklich): Frauen messen ihren Erfolg am Basisplan. Männer hingegen sind da scheinbar unkritischer, sie freuen sich über den Erfolg Ihres letzten Schrittes, nicht aber über die Teilschritte. Männer feiern sich da einfach mehr!


Nowagk: Haben Sie die Ursache hierfür schon gefunden?


Weinhold: Frauen sind ja oft für die Kinder zuständig gewesen. Sie mussten Gefahren realistischer einschätzen. Ich bin mir sicher, das hat nichts mit der Erziehung zu tun!


Nowagk: Als IT Direktorin in einem Krankenhaus haben Sie ja gleich mehrere männlich dominierte Felder im näheren Umfeld. Welche Hürden und Vorurteile begegnen Ihnen in Ihrem Alltag?


Weinhold: Mittlerweile keine mehr. Meine Tochter wurde allerdings vor kurzem gefragt, ob sie nicht mal jemand älteren kommen lassen könnte.


Frauen sind oft selbstkritischer und trauen sich weniger zu ...

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Nowagk: Interessant, das Alter und nicht das Geschlecht als Maßstab für Kompetenz. Wie hätten Sie in der Situation reagiert?


Weinhold: Ganz einfach. Ich hätte sachlich nachgefragt, was meinem Gesprächspartner gefehlt hat!


Nowagk: Haben Sie in Ihrem Berufsleben Erfahrung mit Sexismus oder entsprechende Bemerkungen und Kommentare zuhören bekommen?


Weinhold: Tatsächlich oder zum Glück habe ich wenig Erfahrung mit dem Thema Sexismus gemacht. Ich war immer gut im Kollegenkreis integriert. Dafür bin ich sehr dankbar!


Nowagk: Wie stehen Sie persönlich zum Thema Frauenquote? Ist das die Lösung der Ungleichheit oder verursacht sie mehr Probleme oder gar einen Image-Schaden.


Weinhold: Ich finde, dass die Frauenquote in manchen Situationen wichtig ist. Für Führungspersonen ist es oft einfacher, den zu nehmen, der lauter sagt, dass er es kann, obwohl er es nicht kann. Ich finde, dass die Fachlichkeit in jeder Situation ausschlaggebend sein sollte!


Nowagk: Wie stehen Sie zum Begriff „Quotenfrau“?


Weinhold: Das ist ein zwiespältiges Thema. Oft wird das Wort Quotenfrau als Werkzeug benutzt, um Frauen schlecht zu machen. Klischees werden aber leider noch immer gefördert. Frauen wollen manchmal nicht mit ihrer Fachlichkeit überzeugen, sondern ihren Kulleraugen.


Nowagk: Wie gehen Sie damit um?


Weinhold: Ich lebe authentisch und kommuniziere meine Werte, indem ich das Thema immer wieder anspreche. Ich lebe es aktiv vor und spreche meine Kolleginnen auf die „Kulleraugen“ an! Mir ist es wichtig, dass jungen Frauen bewusst ist, dass sie aktuell alle Möglichkeiten haben und jeden Werdegang einschlagen können.Ich finde es gut, dass so auch Männer nicht mehr die Belastung alleine tragen müssen, sondern die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden kann. Über die Belastung der Männer spricht man meiner Meinung nach zu selten!


Nowagk: Gibt es eine Frauenquote bei Ihnen im Unternehmen?

Weinhold: Nein, gibt es nicht.


Nowagk: Letztes Jahr bei einem Workshop zum Thema „Digitale Bildung & Frauen in der Digitalwirtschaft“ stimmte mich die Aussage einer anderen Teilnehmerin nachdenklich. Sie äußerte, dass sie ihre Projekte immer von Männern vorstellen lasse, da dies mehr Aussicht auf Erfolg habe. Kennen Sie das?


Weinhold: Ja, tatsächlich! Ich kenne Männer, die eine andere Arbeit genommen haben und ihren eigenen Namen darunter geschrieben haben.


Nowagk: Was wäre Ihr Tipp an Frauen in dieser Situation, beziehungsweise sollten Frauen tatsächlich so agieren?


Weinhold: Meine Antwort ist da ganz einfach: MACHEN. 

Nowagk: Wie meinen Sie das?


Weinhold: Jeder sollte sein Projekt immer selbst vorstellen! Sonst ist es das Projekt nicht wert.


Nowagk: Was können wir Frauen, was kann die Politik und was können Unternehmen tun, um Situationen wie diese in die Geschichte zu verbannen?


Weinhold: Aus meiner Sicht sollte Arbeitszeitmodelle dringend überarbeitet werden. Viele Unternehmen sind nach Corona wieder komplett in ihre alten Schemata verfallen. Ich finde, dass vor allem die Rahmenbedingungen für alle ArbeitnehmerInnen passen müssen. Dazu gehört für mich zum Beispiel das Thema Betreuungszeiten. Ich bin in der DDR aufgewachsen. Da war das nie ein Thema. Für Betreuung war immer gesorgt. Dazu kommt, dass jeder Arbeitnehmer, Elternzeit nehmen können sollte oder wegen einem kranken Kind zu Hause bleiben darf, ohne komisch beäugt zu werden.


Nowagk: Mein Mann arbeitet bei einer Bundesbehörde, die ihren Mitarbeiter eine Art Familienzimmer zur Verfügung stellen, in denen die Eltern arbeiten können und die Kinder spielen und entspannen können. Gibt es solche Möglichkeiten in Ihrem Unternehmen?


Weinhold: Nein. Leider noch nicht.


Nowagk: Welche Fehler haben Sie in der Vergangenheit gemacht, die junge Frauen definitiv vermeiden können?


Weinhold: Ich arbeite zu viel, weil ich denke, dass ich mehr leisten muss als Männer, um zu beweisen, dass ich „meinen Mann stehe“. Das sollte so nicht sein. Ich würde mir wünschen, dass Frauen nicht mehr darüber nachdenken müssen, was Familie für die Karriere bedeutet. Außerdem wünsche ich mir mehr Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Stärken, Mut sich zu trauen und die eigenen Interessen zu kommunizieren und zu vertreten.


Nowagk: Als letzte Frage: Welchen Wunsch hätten Sie noch?


Weinhold: (lacht) Ich habe einen ganz ungewöhnlichen Wunsch. Ich wünsche mir endlich Kostüme bei Frauen, bei denen die Blazer Innentaschen haben. Sakkos bei Männer haben immer Innentaschen für zum Beispiel Schlüsselkarten im Hotel, aber Frauen müssen stattdessen immer eine Handtasche mitnehmen.


Nowagk: Ich fasse dann abschließend zusammen. Frauen sollen so sein, wie sie sind und für Ihre Rechte und Ihre Chancen einstehen!


Nowagk: Welche Wünsche haben Sie an die Leser des Artikels?


Weinhold: Schaffen Sie in Ihren Unternehmen Rahmenbedingungen, die geschlechtsunabhängig sind.


Nowagk: Ich bedanke mich für das tolle Gespräch!


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